Was versteht man unter Chiropraktik?


Der Begriff Chiropraktik setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern „cheir“ für Hand und „praktik“ für Praxis/Tätigkeit zusammen. Es handelt sich um eine manuelle (lat. manus  = Hand) Behandlungsmethode und zählt zu den komplementärmedizinischen Behandlungsmethoden. Die Ausbildung zum „Veterinär Chiropractor“ erfolgt an AVCA bzw. IVCA akkreditierten Schulen und ist nur approbierten Tierärzten und Doctors of Chiropractic (DC's) möglich. Bei der AVCA und der IVCA handelt es sich um Dachverbände von Veterinären und Doctors of Chiropractic (DC's), die entweder über ein 6 jähriges Studium der Humanchiropraktik verfügen oder die eine Fortbildung zum Veterinärchiropraktiker an einer anerkannten Schule (z.B.www.backbone-academy.com ) erfolgreich abgeschlossen haben.


Welche Strukturen werden untersucht und behandelt?


Im wesentlichen befasst sich die Chiropraktik mit dem Zusammenspiel von Gelenken, Nervensystem und Muskulatur, mit dem Ziel durch Erhaltung und Optimierung der natürlichen Biomechanik und Funktion des Nervensystems die Gesundheit des Körpers zu steigern.

Dabei wird der Bewegungsspielraum der einzelnen Bewegungseinheiten, besonders der  Wirbelsäule und des Beckens, jedoch auch der Bewegungsspielraum eines jeden anderen Gelenkes,  untersucht. Ist eine oder mehrere dieser Einheiten in ihrer Bewegung eingeschränkt, so wirkt sich dies negativ auf die Nervenfunktion und die Bewegungsabläufe aus. Der Chiropraktiker spricht dann von einer Blockade (= Subluxation).

Wodurch können Blockaden entstehen?

Die Entstehungen von Blockaden sind sehr vielfältig, einige Bsp.

→ Traumata

→ falsche Bewegungen

→ Überlastungen

→ Alterungsprozesse

→ Vorerkrankungen

 

Wie werden Blockaden behandelt?


Mittels eines sogenannten „Adjustment“, welches ein kurzer, kontrollierter Impuls ist, sollen die Blockaden korrigiert werden, um den physiologischen Bewegungsablauf wiederherzustellen. Dabei werden keine anatomischen Strukturen zerstört. Es ist eine sanfte manuelle Behandlungsmethode, die niemals mit langen Hebeln arbeitet. Das „Adjustment“ wird direkt an der gestörten Bewegungseinheit ausgeführt. Es ist kaum merklich und die Besitzer wundern sich, dass das „Adjustment“ bereits ausgeführt ist. Es erfolgen keine großen, ausladenden Bewegungen mit großem Krafteinsatz an den Extremitäten oder der Wirbelsäule der Tiere. Ebenso wenig werden die zu behandelnden Tiere in sich verwunden. Diese oftmals in den Medien darstellte „Behandlung“ existiert nach den Dachverbänden IVCA/AVCA- gelehrten Chiropraktik nicht. Diese „Behandlung“ ist auch nicht im Lehrplan von zertifizierten Schulen zu finden.


Warum sollten Blockaden behoben werden?


Bei vorliegenden Blockaden verliert die Wirbelsäule ihre normale Beweglichkeit -> Muskelverspannungen resultieren, Steifheit setzt ein, Schmerzen und verminderte Leistungsfähigkeit sind die Folge.

 

Eine Spirale beginnt:

Bewegungsmangel im blockierten Gelenk→ Reduktion von  Gelenkflüssigkeit (dient dem Gelenkknorpel zur Ernährung) → Zerstörung von Gelenkknorpel → Auslösung einer Entzündungsreaktion durch Botenstoffe des absterbenden Knorpels → das blockierte Gelenk beginnt zu schmerzen → umgebende Muskeln versteifen sich → das Gelenk wird dadurch geschützt und stabilisiert → aufgrund der Entzündungsreaktion wird der austretende Nerv an der Wibelsäule in Mitleidenschaft gezogen → der nervale Informationsfluss läuft nicht geregelt ab → Verlust der Koordinationsfähigkeit der Muskulatur → schlechtere Stabilisation des blockierten Gelenkes durch die Muskulatur → Störungen im nervalen Fluss haben ebenfalls Auswirkungen auf die vom Nerv versorgten Blutgefäße und inneren Organen → Störungen auch in diesen Bereichen möglich.


Um Schmerzen zu vermeiden wird Ihr Tier versuchen, eine veränderte Körperhaltung einzunehmen und seinen Bewegungsablauf zu verändern. Das hat zur Folge, das eigentlich nicht betroffenen Körperregionen übermäßig belastet werden, und neue Blockaden auch weiter entfernt von der eigentlichen Ursache auftreten können.


Was können Symptome einer Blockade sein?


→ gesteigerte Berührungsempfindlichkeit

→ Leistungsabfall

→ Lahmheit

→ Schmerzäußerungen bei bestimmten Bewegungen

→ Schwierigkeiten beim Aufstehen

→ Unwilligkeit ins Auto zu springen oder Treppen zu steigen

→ Steifigkeit der Wirbelsäule

→ Stolpern, Zehen schleifen, Pass-Gang

→ Veränderte Sitzposition (z.b. Puppy-Sitz)

→ wiederkehrende Analdrüsen-, und Ohrenentzündungen

→ Leckekzeme und Harnträufeln ohne nachgewiesene Ursache

→ Veränderungen in den Muskelsilhouetten

→ Heiß,-und Kältezonen


Dieses Symptome können Hinweise auf Blockaden in unterschiedlichen Gelenkregionen sein, bei denen eine chiropraktische Behandlung  Ihrem Tier helfen kann. Sollte sich bei der chiropraktischen Untersuchung jedoch herausstellen, das die Symptome, die auch bei anderen Grunderkrankungen vorliegen können, nicht in den chiropraktischen Bereich fallen oder es für die chiropraktische Behandlung zunächst einer weiteren Abklärung bedarf, z.B. einer röntgenologischen Untersuchung, wird ihr Tier zur weiteren Abklärung an Ihren Haustierarzt / Ihre Haustierärztin überwiesen. Daher ist es wichtig, eine chiropraktische Behandlung von einem auf Chiropraktik spezialisierten Tierarzt durchführen zu lassen, der die weitere schulmedizinische Behandlung bahnt.


Bei welchen Erkrankungen kann man Chiropraktik unterstützend einsetzen?


-Hüftgelenksdysplasie (HD)

-Arthrosen

-Spondylosen

-Halswirbelsäulensyndrome

-N. ischiadicus-Neuralgien

-nach Bandscheibenvorfall

-nach allen Operationen und Unfällen


Bei diesen z.T. schwerwiegenden Grunderkrankungen ist eine vorab bildgebende Diagnostik  unabdingbar.

Eine chiropraktische Behandlung stellt in diesen Fällen keine ursächliche Therapie dar, ist aber ohne weiteres geeignet, eine Milderung der Folgeproblematiken aus der Grunderkrankung hervorzurufen, und verbessert das Wohlbefinden und die Lebensqualität Ihres Tieres.

Bei vielen weiteren Erkrankungen kann die Chiropraktik ergänzend helfen, den Heilungsprozess zu fördern, oder sogar zu beschleunigen. Bitte sprechen Sie mich hierzu an.


Bei sportlich geführten Tieren (z.B. Agility, Flyball,...) kann zur Leistungserhaltung und Gesunderhaltung eine chiropraktische Untersuchung einmal jährlich sinnvoll sein.


Fazit


Eine funktionstüchtige Wirbelsäule und ein funktionstüchtiger Bewegungsapparat sind ein wichtiger Bestandteil der Gesundheit und der Leistungsfähigkeit Ihres Tieres. Je eher ein Problem erkannt und behandelt wird, um so wahrscheinlicher ist eine Heilung bzw. mildere Verlaufsformen können dann durchaus beobachtet werden.